Älterwerden – ein unumgängliches Thema

         - Das war doch noch zu meiner Zeit...

Die Zeit, die ändert doch nichts an den Sachen.
Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding.
Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts.
Aber dann aufeinmal, da spürt man nichts als sie.

   Hugo von Hofmannsthal

           Die ganze Zeit ist meine Zeit!

 

 

 - Älterwerden: Eine Konfrontation -        

Aus einem Artikel von Anni Söntgerath

Ein Anruf mit Folgen

Offen gesagt, so abgrundtief hatte ich es mir nicht vorgestellt: Die Erkenntnis zu altern.
Ein Anruf, eine freundliche Nachfrage. Warum nicht über  „altern“ schreiben? Zeit hätte ich ja jetzt und eine Aufgabe schadet nicht. Subjektiv soll es sein, eine Beschreibung vom Erleben des Älterwerdens.

Ich reagiere mit gemischten Gefühlen: Reicht  das Thema nicht in nahezu alle Bereiche, ob Natur-, Sozial-, Religionswissenschaften oder Philosophie,  die dazu bereits Bibliotheken gefüllt haben? Mit anderen Worten: Es ist doch schon alles gesagt. Darüber hinaus ein Thema, das erschreckt und bei näherer Betrachtung keine heitere Gelassenheit aufkommen lässt.
Was lockt ist, den subjektiven Prozess schreibend zu artikulieren. Ein Prozess, der mit der Annahme dieses Artikels  neue Blickwinkel erfährt und –wie sich denken lässt- nicht vollendet ist.
Den Leser, die Leserin erwarten hier keine Definitionen, keine Statistiken, keine Literaturarbeit, wohl aber Reflexionen, die einmünden sollen in die Frage: Was kann das Psychodrama beitragen, die  einsamen inneren Wege des Alterns aufzugreifen, Alternden behilflich zu sein, aus der Einsamkeit herauszutreten, soweit das  geht.

Die Nachfrage erreicht mich in einem Jahr der Abschiede. Abschiede, die nicht unerwartet kamen. Da gabFrau Söntgerath es den Abschied von der 37-jährigen Zeit der Erwerbstätigkeit. Meine Arbeit galt der Professionalisierung von pädagogischem Personal verbunden mit vielfältiger Beratungstätigkeit, eine Arbeit also, die im wesentlichen durch Begegnung mit Menschen charakterisiert war.
Am Abend nach dem Abschiedsfest sitze ich in meinem Wohnzimmer, schaue auf eine Fülle von Blumen, auf Geschenke verbunden mit Wertschätzung und wohlmeinenden Wünschen, der Zusicherung, dass man unvergessen sei, nach wie vor gebraucht werde und man sicher noch reichlich zu tun bekäme.

Die Freude über die vielfältige Wertschätzung erwärmt und lässt mich doch eine Leerstelle im Magen fühlen, nur diffus benennbar: Etwas ist unwiederbringlich vorbei. Das Gefühl hängt mehr am „vorbei“ als an der vermeintlich vor mir liegenden Freiheit.

Und doch, die gewonnene Zeit sollte meiner an Krebs erkrankten Freundin zugute kommen; gewonnene Zeit, die Sinn macht, einen Abschied vom Leben zu begleiten. Dass dieser Zeitraum nur fünf Monate dauern sollte, war nicht absehbar. Der Tod der sechs Jahre jüngeren Freundin setzt die nächste unerbittliche Zäsur im Jahr der Abschiede. Auch hier hängt das Gefühl am schweren unwiederbringlichen „vorbei“.

 Die Erfahrung allerdings dringt nicht  zu wirklicher Erkenntnis vor: Immer noch bin ich die „Überlebende“;  die „ fitte“ Rentnerin. Immer noch ordne ich das Thema des Älterwerdens anderen zu...bis...ja bis ich ein erstes brain-storming zur Vorbereitung dieses Artikels mache und eine Art „kognitive“ Talfahrt beginnt.

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