Ein szenisches Projekt in Biologie „Zellkompartimente und ihre Aufgaben“

Spricht man von Psychodrama ist meist das Protagonistenzentrierte Spiel gemeint. Für diese Projektarbeit wird die handlungsorientierte Pädagogik mit themenzentrierter Interaktion und Aktionssoziometrie gewählt. Durch die Handlungszentrierung beinhaltet die themenzentrierte Interkation auch eine theoretische Reflexion.

Dabei sollen die SuS (Schülerinnen und Schüler) Rollen innerhalb einer Gruppe einnehmen. Für das Fach Biologie eignet sich diese Form des Psychodramas besonders gut, da hier biologische Prozesse, Eigenschaften und Beziehungen dargestellt werden müssen, die Gruppenprozessen und –beziehungen ähnlich sind. (von Nathalie Ammann & Yvonne Fischer)

Voraussetzungen

Die SuS befinden sich in der Mittelstufe und haben bereits Kontakt zum szenischen Spiel gesammelt. Die Erwärmung für eine Rolle sollte ihnen bekannt sein. Ebenso das Spiel auf der Bühne und die anschließende Auswertung in Form von Sharing und Feedback. Eine gute Gruppenkohäsion ist wünschenswert, kann aber durch dieses Rollenspiel weiter ausgebaut werden.

 

Geplanter Ablauf

Zu Beginn der Stunde wird das Thema „Die Zelle – Ihre Kompartimente“ vorgestellt. Die SuS erhalten dazu kurze Infotexte, die ihnen die wichtigsten Eigenschaften und Aufgaben innerhalb einer eukaryotischen Zelle vermitteln.

 

Um die Aktionsphase vorzubereiten findet ein Warm up statt. Hierbei soll zuerst eine menschliche Maschine dargestellt werden. Dazu fängt ein Schüler/ eine Schülerin an und führt eine Bewegung ihrer Wahl aus. Sie führt die Bewegung weiter und es kommen immer mehr Schülerinnen und Schüler dazu, die diese Bewegung ergänzen.
Dieses Warm up soll die Teilnehmer bereits auf die Prozesse in einer Zelle vorbereiten, die sie alleine und doch gemeinsam, aber nebeneinander, durchführen werden.

Als zweites Warm up kommt die Spiegeltechnik zum Einsatz. Jeweils zwei Teilnehmer finden sich zu einer Gruppe zusammen. Jeweils einer der beiden fängt an und macht verschiedenste Bewegungen und Bewegungsabläufe vor, danach wird gewechselt. Es geht bei diesem Warm up darum sich auf seinen Partner einzustellen und auf ihn zu achten und die Bewegungen gleichzeitig auszuführen. Das Bewegungsfeld, in dem das Warm up durchgeführt wird, wird vorher abgesteckt.

 

In 5 Gruppen eingeteilt, beginnen die SuS die Infotexte zu lesen und Visitenkarten über „ihr“ Kompartiment zu erstellen. Dazu gehören: Zellkern, Cytoplasma, Golgi-Apparat, Endoplasmatisches Reticulum, Zellmembran (Transportproteine innerhalb der Zellmembran). (Visitenkarten sind im Material enthalten)

 

Nach der Fertigstellung der Visitenkarten, werden diese auf dem Boden ausgelegt. Die SuS suchen sich nach ihren Vorlieben nun ein Kompartiment aus, das sie innerhalb der Aktionssoziometrie darstellen wollen.

Um die Zelle darzustellen benötigen die SuS Platz. Ein Stuhlkreis stellt die Zellmembran dar, die alle anderen Kompartimente ausschließlich der Zellmembranproteine umschließt. Das Innere des Stuhlkreises bleibt somit frei.

 

Nun beginnt das freie Spiel. Die Lehrkraft gibt dazu einige Regeln vor:

 

  • gemäß ihrer Funktion und Aufgabe sollen sich die Mitglieder eines Kompartiments finden und die Aufgaben erfüllen, ggf. dienen Hilfsmittel dazu.
  • Hilfsmittel können produziert und transportiert werden. Dazu können Gegenstände aus dem Klassenzimmer dienen: Mäppchen, Bücher, Brotdosen…
  • Um die richtigen Transportwege einzuhalten sollen sich die SuS Erkennungsmerkmale überlegen, die sie für andere Kompartimente eindeutig identifizieren.
  • Es darf sich in geringem Umkreis bewegt werden, Kompartimente können Kontakt aufnehmen und sich austauschen. Kompartimente, die zu weit entfernt sind, müssen sich andere Lösungen überlegen

 

Nach dem freien Spiel dürfen die SuS ihre Rolle verlassen und sich im Stuhlkreis einfinden. Die Integrationsphase findet in leicht abgeänderter Form statt:

  • Sharing: Die SuS teilen ihre Erfahrungen und Erlebnisse innerhalb der Gruppe
  • Rollenfeedback: Hier haben die SuS Gelegenheit herauszufinden, was besonders gut lief, was weniger gut war oder wie man dies innerhalb der Zelle verbessern könnte. Dazu werden verschiedene Perspektiven verglichen.

 

Verlaufsplan

 

Phase

Zeit

Inhalt

Lernziel

Einführungsphase

20’

Das Thema des Psychodramaprojekts wird inhaltlich eingeführt:

-Infotexte zu verschiedenen Zellkompartimenten
=>Aufgaben der einzelnen Organellen/Kompartimente erarbeiten

- Wissen welche Aufgabe die einzelnen Zellkompartimente/Organellen haben

Aufwärmungsphase

20’

warm up: Maschine & Spiegeln

- auf das Rollenspiel vorbereiten

Aktionsphase

30’

-Einteilung der Gruppe in 5 Gruppen, jede Gruppe “ist” ein Organell/Zellkompartiment

- Gruppen erstellen mit Hilfe der Infotexte Visitenkarten für Organell erstellen.

-die Visitenkarten werden ausgelegt, jeder kann sich losgelöst von seiner vorherigen Gruppe eine Rollen-/Aufgabenkarte wählen

- die „Organellen“ platzieren sich im Raum. Eine Bühne wird erstellt.

- Die „Organellen“ versuchen gemäß ihrer Rollenkarten Aufgaben zu übernehmen und herauszufinden, welche Aufgaben die Mitschüler übernehmen. Dafür müssen sie sich eine Lösung überlegen miteinander ohne Sprache zu kommunizieren.

- Im Rollenspiel tiefer in das Leben innerhalb einer Zelle einsteigen.

- Erfahren welche Transportwege innerhalb einer Zelle benutzt werden

- Mitschüler/innen zu deren Aufgaben befragen und dabei andere Kompartimente kennenlernen

- Innerhalb der „Zelle“ die eigenen Aufgaben erfüllen und diese verinnerlichen

Integrationsphase

20’

- Von der Rolle lösen und auf der Bühne Gespräche mit den Mitschülern führen. Was war gut/ was schlecht? Wie funktionierte der Transport, die Verständigung untereinander?

 

 

Abschluss

10’

Verschrifltichung der Ergebnisse aus der Integrationsphase:
Wie verknüpft sind die Zellkompartimente?
Würde die Zelle funktionieren, wenn ein Kompartiment fehlt?

 


 

Quellenverzeichnis

Ameln, Falko von / Gerstmann, Ruth / Kramer, Josef (2009): Psychodrama, Springer Medizin Verlag, Heidelberg. (S. 174-178; 430-436)

Wittinger, Thomas (2009): Psychodrama in der Schule, in: Psychodrama, hsg. von Falko von Ameln,   Ruth Gerstmann und Josef Kramer, Springer Medizin Verlag, Heidelberg (S. 410-423)

Schaller, Roger (2001): Das große Rollenspiel-Buch. Grundtechniken, Anwendungsformen, Praxisbeispiele, Beltz Verlag, Weinheim und Basel.

Internetquellen

 

http://www.psychodrama-jung.ch/FAQ-5.pdf